Tarifrunde 2019: Zweite Runde der Tarifverhandlungen steht ganz im Zeichen von Exportflaute und trüben Konjunkturaussichten

Am Mittwochmittag beginnt die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die westdeutsche Textilindustrie.

15.01.2019

Neu-Ulm: Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die Mitarbeiter der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (an diesem Mittwoch) steht ganz im Zeichen der schwierigen wirtschaftlichen Lage: Exportflaute, weltweite Handelskonflikte, der drohende harte Brexit, immer schlechtere Konjunkturaussichten und weitere Einbußen bei Textilien und Bekleidung im Einzelhandel belasten die rund 960 mittelständischen Textilunternehmen schwer.

Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Geschäftsführer von Verseidag: "Wer 5,5 Prozent mehr fordert, muss auch zur Kenntnis nehmen, dass der Umsatz unserer Bekleidungshersteller im vergangenen Jahr allein in den ersten 9 Monaten um gut 5 Prozent zurückgegangen ist. Diese Rechnung kann nicht aufgehen!"

Auch das Weihnachtsgeschäft brachte für die Branche keine Entlastung - im Gegenteil! Einige Unternehmen und Marken kämpfen um die Existenz. Auch beim bisherigen Zugpferd, den technischen Textilien, sind die Umsätze rückläufig. Die Exportflaute bereitet den Unternehmen große Sorge. Über 40 Prozent erwirtschaftet die deutsche Textil- und Modeindustrie im Export.

Vor Beginn der Gespräche appellierte Verhandlungsführer Simon deshalb an die IG Metall: "Unsere Verhandlungspartner auf Gewerkschaftsseite können nicht länger die angespannte wirtschaftliche Lage und die sich immer weiter abkühlende Konjunktur ignorieren. Hinzu kommen explodierende Preise bei den Rohstoffen und die weltweit höchsten Strompreise für die deutsche Industrie. Nach Jahren guter Tarifabschlüsse sind unsere Verteilungsspielräume diesmal mehr als ausgeschöpft. Nur wenn es uns gelingt, einen mittelstandskonformen und moderaten Abschluss hinzubekommen, können wir gemeinsam unsere textile Zukunft in Deutschland sichern!"

Die Tariflöhne in der Textil- und Bekleidungsindustrie sind in den vergangenen Jahren höher gestiegen als im verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Seit 2010 stiegen die Tariflöhne der Branche um über 16 Prozent. Die Teuerungsrate betrug im gleichen Zeitraum nur knapp 9 Prozent. Das bedeutet einen Reallohnzuwachs von über 5 Prozent.

Kurzfilm zur Ausgangslage

Video-O-Töne unseres Verhandlungsführers